Ziele des Bundesverbands der Campingwirtschaft in Deutschland e.V. (BVCD) für die Bundestagswahl im Februar 2025

Der Bundesverband der Campingwirtschaft in Deutschland e.V. (BVCD) vertritt knapp eintausend Camping- und Wohnmobilstellplätze in Deutschland und setzt sich dafür ein, Camping als eine umweltfreundliche, nachhaltige und vielfältige Urlaubsform zu fördern. Camping gewinnt stetig an Beliebtheit, was sich in den letzten Jahren durch den Boom von Wohnmobilreisen und naturnahen Urlaubsformen eindrucksvoll gezeigt hat. Mittlerweile findet jede elfte touristische Übernachtung auf einem Campingplatz statt. Um diese Entwicklung langfristig zu unterstützen und den wachsenden Herausforderungen gerecht zu werden, bedarf es klarer und unterstützender politischer Rahmenbedingungen. 

Anlässlich der Bundestagswahl im Februar 2025 veröffentlicht der BVCD politische Ziele in den Bereichen Nachhaltigkeit, Digitalisierung, dem Ausbau der Infrastruktur sowie der Bekämpfung des Fachkräftemangels, um das Potenzial der Campingbranche voll auszuschöpfen. Camping ist nicht nur ein Teil des deutschen Tourismus, sondern steht auch für verantwortungsvolles Reisen im Einklang mit der Natur und bietet dabei relevante wirtschaftliche Chancen für ländliche und strukturschwache Regionen. 
Dafür setzt sich der BVCD ein: 

 

1. Nachhaltigkeit und Katastrophenmanagement 

·        Nachhaltigkeitsinitiative für Campingplätze: Ausbau von Förderprogrammen für umweltfreundliche und nachhaltige Campingplätze, einschließlich der Unterstützung bei der Umstellung auf erneuerbare Energien und nachhaltige Wassernutzung.

·        Biodiversität auf Campingplätzen: Zusammenarbeit mit Institutionen und Firmen, die sich für den Erhalt bzw. die Verbesserung von Biodiversität auf Campingplätzen einsetzen 

·        Schaffung eines nationalen Förderfonds für ökologische Campingplätze: Unterstützung von Unternehmen, die in nachhaltige Infrastruktur wie Solarenergie, Recyclingmaßnahmen und umweltschonende Bauweisen investieren. 

·        Förderung klimafreundlicher Mobilität: Unterstützung von Initiativen, die den Zugang zu Campingplätzen durch umweltfreundliche Transportmittel wie E-Mobilität/ÖPNV verbessern. 

·        Katastrophenschutz auf Campingplätzen: Zusammenarbeit mit Behörden zur Verbesserung der Vorsorge für Naturkatastrophen, wie Überschwemmungen und Brände, die zunehmend Campingplätze bedrohen. 

 

2. Digitalisierung und Modernisierung 

·        Förderung der Digitalisierung auf Campingplätzen: Ausbau digitaler Infrastruktur wie schnelles Internet und verbesserte digitale Buchungs- und Bezahlsysteme sowie Property Managementsysteme. Diese Maßnahmen sollen den Gästen ein modernes und komfortables Campingerlebnis bieten. 

·        Technologische Unterstützung für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU): Bereitstellung von staatlichen Fördermitteln und Beratungsangeboten, um Digitalisierungsvorhaben für Campingbetriebe zu realisieren. 

·        Schaffung von Fördermitteln für regionale Modernisierungsprojekte: Insbesondere strukturschwache Regionen sollten durch gezielte Fördermittel unterstützt werden, um die touristische Infrastruktur zu verbessern und Arbeitsplätze zu schaffen. 

 

3. Bekämpfung des Fachkräftemangels 

·        Bildungsoffensive für die Campingwirtschaft: Einführung gezielter Ausbildungsprogramme und staatlicher Förderung, um die Attraktivität von Arbeitsplätzen in der Campingbranche zu steigern. Dabei sollten auch Möglichkeiten für Quereinsteiger und Weiterbildungsangebote geschaffen werden. 

·        Partnerschaften mit Bildungseinrichtungen: Ausbau von Kooperationen zwischen der Campingwirtschaft und Berufsschulen bzw. Hochschulen, um jungen Menschen Karrierechancen in der Tourismusbranche aufzuzeigen. 

·        Es braucht einen vereinfachten Zugang zu ausländischen Arbeitskräften, um dem akuten Fachkräftemangel in der Tourismus- und Campingbranche zu begegnen. Dies könnte durch eine Erweiterung der Fachkräftezuwanderung und die Vereinfachung von Visaverfahren für saisonale Arbeitskräfte erreicht werden. Programme zur Integration und Qualifizierung ausländischer Arbeitskräfte können speziell auf die Bedürfnisse der Tourismus- und Campingwirtschaft ausgerichtet werden.
 

4. Infrastruktur und Energie 

·        Unterstützung des Campingtourismus: Förderung des Baus und der Erweiterung von Campingplätzen und die Vereinfachung von Genehmigungsverfahren für neue Standorte. Der mobile Tourismus wächst, und es bedarf einer besseren Infrastruktur, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. 

·        Modernisierung des Stromnetzes: Der BVCD fordert den Ausbau und die Modernisierung des Stromnetzes, um den zukünftigen Anforderungen der Campingbranche gerecht zu werden. Viele Campingplätze stehen vor der Herausforderung, die wachsende Nachfrage nach Ladestationen für E-Fahrzeuge und die allgemeine Energieversorgung in Zeiten des Klimawandels zu bewältigen. Der Ausbau von Smart Grids, die Integration erneuerbarer Energien und die Bereitstellung von ausreichender Netzkapazität sind zentrale Punkte, um eine nachhaltige und stabile Energieversorgung zu sichern. 

·        Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV): Die Erreichbarkeit von Campingplätzen durch den ÖPNV muss verbessert werden. Der BVCD setzt sich dafür ein, dass Campingplätze verstärkt in regionale Verkehrsnetze eingebunden werden, um den Gästen eine umweltfreundliche Anreise ohne Auto zu ermöglichen. Dies könnte durch den Ausbau von Shuttle-Diensten, verbesserte Bus- und Bahnverbindungen oder durch Partnerschaften mit regionalen Verkehrsunternehmen erreicht werden. 

·        ÖPNV für Ausflugsverkehr: Eine weitere zentrale Forderung ist der Ausbau des ÖPNV-Netzes für Ausflugsziele in der Umgebung von Campingplätzen. Urlauber sollen die Möglichkeit haben, bequem und ohne eigenes Auto zu Sehenswürdigkeiten, Wandergebieten oder kulturellen Attraktionen zu gelangen. Der BVCD plädiert für die Einführung spezieller „Tourist Lines“ oder saisonaler Ausflugslinien, die gezielt touristische Ziele anfahren und so den Individualverkehr verringern. 

·        Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge und E-Gespanne: Um die wachsende Zahl von E-Fahrzeugen zu bedienen, sollten Campingplätze und Verkehrsinfrastruktur vermehrt mit Ladestationen ausgestattet werden. Der BVCD fordert staatliche Unterstützung für den flächendeckenden Aufbau einer Ladeinfrastruktur, die nicht nur E-Autos, sondern auch E-Gespanne und Wohnmobile umfasst. Dies würde dazu beitragen, den Übergang zur E-Mobilität auch im Tourismusbereich zu fördern und den CO2-Fußabdruck zu verringern. 

·        Nachhaltiger Infrastrukturausbau: Der BVCD plädiert für eine ganzheitliche Strategie zur Integration von Nachhaltigkeit in die Infrastrukturentwicklung. Das bedeutet, dass neben den technischen Aspekten der Energieversorgung und Mobilität auch der Schutz der natürlichen Umgebung und die Erhaltung der Landschaft Vorrang haben sollten. Eine nachhaltige Entwicklung der Infrastruktur kann helfen, sowohl die Umwelt als auch den Tourismus langfristig zu schützen. 

 

5. Anpassung der Campingregulierungen 

·        Entbürokratisierung der Campingwirtschaft: Vereinfachung von Regulierungen und Abbau bürokratischer Hürden für Campingunternehmer. Dies betrifft insbesondere Genehmigungsverfahren für den Bau neuer Campingplätze und Stellplätze. 

·        Anpassung der Steuergesetzgebung für die Campingbranche: Einführung steuerlicher Anreize für Investitionen in nachhaltige und digitale Infrastrukturen auf Campingplätzen. 

·        Bekämpfung von Wildcamping: Der BVCD fordert verstärkte Maßnahmen gegen das zunehmend problematische Schwarzcamping, bei dem touristische Übernachtungen ohne geeignete Infrastruktur stattfinden. Dies führt zu erheblichen Umweltbelastungen, da es oft an sanitären Einrichtungen und Entsorgungsstellen mangelt. Der BVCD schlägt eine Verstärkte Anwendung der Straßenverkehrsordnung (§ 12 StVO) vor, um klarere Regelungen zu schaffen und Schwarzcamping einzudämmen. Gleichzeitig sollte die Bereitstellung offizieller Stellplätze mit der notwendigen Infrastruktur ausgebaut werden, um den illegalen Alternativen entgegenzuwirken. 

 

6. Enge Zusammenarbeit zwischen Bundes- und Landesebene in der Tourismusförderung und bei Bauvorschriften 

·        Förderung regionaler Tourismusinitiativen: Zusammenarbeit mit Landesregierungen und regionalen Tourismusorganisationen sowie Unterstützung von Marketingkampagnen zur Förderung des Inlandstourismus, um regionale Campingplätze und Freizeitangebote wirtschaftlich zu stärken.Ziel ist es, das Bewusstsein für die Vielfalt und Attraktivität deutscher Campingplätze zu schärfen. Hierzu gehört auch die Förderung weniger bekannter Regionen, die während der Hauptsaison noch Kapazitäten haben, um den Tourismus gleichmäßiger zu verteilen und die Umwelt sowie die Infrastruktur zu entlasten. 

·        Harmonisierung von Bauvorschriften: Der BVCD setzt sich für eine Harmonisierung der Bauvorschriften zwischen den Bundesländern ein, um den Bau und die Modernisierung von Campingplätzen zu erleichtern. Unterschiedliche Regelungen auf Landesebene führen häufig zu Unsicherheiten und verzögern Investitionen. Eine bundesweit einheitliche Regelung für Campingplätze und Wohnmobilstellplätze, insbesondere in Bezug auf Brandschutz, Sanitäreinrichtungen und Barrierefreiheit, könnte den Planungs- und Genehmigungsprozess beschleunigen. 

·        Förderung flexibler Bauvorschriften für innovative Campingmodelle: Der BVCD fordert eine Anpassung der Bauvorschriften, die den Bau von alternativen Unterkunftsformen wie Glamping, Tiny Houses oder autarken Campinglösungen erleichtert. Diese neuen Formen des naturnahen Tourismus sollten durch flexible und moderne Bauvorschriften gefördert werden, ohne dass umfangreiche bürokratische Hürden Investitionen hemmen. 

·        Flexiblere Regelungen für Mietunterkünfte: Die Nachfrage nach Mietobjekten wie Mobilheimen, Campingfässern oder Glampingzelten nimmt stetig zu, doch die derzeitigen baurechtlichen Vorgaben machen es den Betreibern oft schwer, diese Unterkünfte in Deutschland anzubieten. Der BVCD fordert für die Bundestagswahl 2025 eine Anpassung des Baurechts (insbesondere der Baunutzungsverordnung), um den Ausbau von Mietobjekten auf Campingplätzen zu erleichtern. Ziel ist es, Campingplätze wettbewerbsfähig zu halten und den Gästen eine größere Vielfalt an Übernachtungsmöglichkeiten zu bieten, wie es in vielen anderen europäischen Ländern bereits erfolgreich umgesetzt wird. 

 

7. Umsatzsteuer und ihre Wirkung auf den Campingtourismus 

  • Viele Campingplätze sind saisonale Betriebe, die in den Sommermonaten ihren Umsatz machen und im Winter das zur Verfügung stehende Geld investieren und so betriebswirtschaftlich auf Kurs bleiben. Hinzukommend sind viele kleine Betriebe meist als Familienbetriebe organisiert und investieren in moderaten Schritten. Eine Senkung der Umsetzsteuer auf Beherbergungsleistungen von 19 auf sieben Prozent hat den Betrieben ermöglicht, das zusätzliche Einkommen überwiegend in ihren Campingplatz zu investieren und somit nachhaltig die Qualität des touristischen Angebots zu verbessern. Der BVCD setzt sich deshalb für eine Beibehaltung der sieben Prozent ein.
  • Fast alle Campingplätze bieten zudem ein gastronomisches Angebot an. Dieses ist gerade in den ländlichen Räumen eine wichtige Infrastruktur für die touristischen Gäste und die Einwohner. Leider beobachten wir weiterhin ein Gasthaus-Sterben, was Campingplatz-Gastronomen teils kompensieren können. Die Senkung der Umsatzsteuer von 19 auf sieben Prozent auf Speisen und Getränke setzt Investitionsmöglichkeiten in Neu- oder Ersatzanschaffungen und Arbeitskräfte an und belebt den lokalen Wirtschaftskreislauf. 

 

 

Die Zukunft der Campingwirtschaft in Deutschland bietet enormes Potenzial. Mit den richtigen politischen Rahmenbedingungen kann Camping nicht nur weiterwachsen, sondern auch zu einem Vorbild für nachhaltigen und naturnahen Tourismus werden. Die Digitalisierung, die Modernisierung der Infrastruktur und der Ausbau von nachhaltigen Angeboten ermöglichen es, neue Zielgruppen anzusprechen und innovative Konzepte zu realisieren. Camping verkörpert eine Reisekultur, die Naturverbundenheit, Flexibilität und Erholung verbindet. Mit den hier formulierten Zielen für die Bundestagswahl 2025 blickt der BVCD e.V. optimistisch in die Zukunft und ist überzeugt, dass die Branche gemeinsam mit der Politik die Weichen für eine erfolgreiche und nachhaltige Weiterentwicklung des Campingtourismus in Deutschland stellen kann. 

 

 

Berlin, im November 2024