Öffentliche Fördermittel für Campingplätze
Campingplätze können in Deutschland eine Vielzahl öffentlicher Fördermittel erhalten, die sowohl vom Bund als auch von den Bundesländern und teilweise sogar auf EU-Ebene angeboten werden. Die Verfügbarkeit und genaue Ausgestaltung der Programme hängen stark vom jeweiligen Bundesland und der Art des Vorhabens ab.
Hier sind die wichtigsten Themenbereiche, für die Campingplätze Fördermittel beantragen können:
1. Infrastruktur und Modernisierung:
- Neubau, Erweiterung und Modernisierung: Dies ist der klassische Bereich, in dem viele Fördermittel greifen. Dazu gehören:
- Sanitäranlagen: Erneuerung oder Neubau von WC- und Duschhäusern, Spülküchen. Hier werden hohe Qualitätsstandards gefordert.
- Stellplatzinfrastruktur: Verbesserung der Strom-, Wasser- und Abwasseranschlüsse, Wegeführung, Beleuchtung.
- Rezeptions- und Servicegebäude: Modernisierung oder Neubau von Empfangsbereichen, Shops, Aufenthaltsräumen.
- Freizeiteinrichtungen: Investitionen in Spielplätze, Sportanlagen, Badestellen, Gastronomiebereiche.
- Programme: Oft über landeseigene Förderbanken (z.B. ISB Rheinland-Pfalz, L-Bank Baden-Württemberg, WIBank Hessen) im Rahmen von Tourismus- oder Regionalförderprogrammen. Häufig werden zinsgünstige Darlehen, Tilgungszuschüsse oder direkte Zuschüsse gewährt.
2. Digitalisierung:
- Aufbau und Ausbau digitaler Infrastruktur:
- Leistungsstarkes WLAN: Flächendeckende und zuverlässige WLAN-Versorgung auf dem gesamten Platz.
- Online-Buchungssysteme: Implementierung und Verbesserung von benutzerfreundlichen Online-Buchungs- und Verwaltungssystemen.
- Digitale Gästeservices: Entwicklung oder Implementierung von Campingplatz-Apps, digitalen Infotafeln, Smart-Camping-Lösungen (z.B. digitale Zugangssysteme).
- Digitale Marketingstrategien: Unterstützung bei der Erstellung von Websites, Suchmaschinenoptimierung (SEO), Social Media Marketing.
- Programme: Es gibt sowohl spezifische Digitalisierungsförderprogramme für KMU (Kleine und mittlere Unternehmen) als auch tourismusspezifische Programme, die digitale Komponenten beinhalten. Oft sind dies Zuschüsse für Hard- und Software.
3. Nachhaltigkeit und Energieeffizienz:
- Erneuerbare Energien:
- Photovoltaik-Anlagen: Installation von Solaranlagen zur Stromerzeugung.
- Solarthermie: Anlagen zur Warmwasserbereitung für Sanitäranlagen und Pools.
- Wärmepumpen: Einsatz effizienter Heizsysteme.
- Ladeinfrastruktur für E-Mobilität: Ladesäulen für Elektroautos und E-Bikes.
- Energieeffizienzmaßnahmen:
- Gebäudesanierung: Energetische Sanierung von Bestandsgebäuden (Dämmung, neue Fenster/Türen).
- Effiziente Beleuchtung: Umstellung auf LED-Beleuchtung.
- Wassersparsysteme: Installation von Armaturen mit geringem Wasserverbrauch, Regenwassernutzung.
- Abfallmanagement: Maßnahmen zur Verbesserung der Abfalltrennung und -reduzierung.
- Programme: Hier spielen oft Programme der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) eine Rolle, die zinsgünstige Darlehen und Tilgungszuschüsse für Energieeffizienz und erneuerbare Energien anbieten. Auch Landesprogramme und teils kommunale Förderungen sind relevant. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) fördert zudem innovative Ansätze für eine nachhaltige Transformation der Tourismuswirtschaft.
4. Barrierefreiheit:
- Barrierefreier Aus- und Umbau:
- Zugang für Menschen mit Behinderungen: Rampen, Aufzüge, breitere Türen.
- Barrierefreie Sanitäranlagen: Speziell ausgestattete Dusch- und WC-Räume.
- Anpassungen für Sinnesbehinderte: Leitsysteme für Blinde, Induktionsschleifen etc.
- Barrierefreie Stellplätze und Mietobjekte: Speziell angepasste Unterkünfte.
- Programme: Viele Bundesländer haben spezifische Programme zur Förderung der Barrierefreiheit im Tourismus. Die KfW bietet indirekt ebenfalls Förderungen über Programme zur Stadt- und Dorfentwicklung, die auch barrierefreie Infrastruktur einschließen können. Das Projekt "Reisen für Alle" wird vom BMWK unterstützt und dient der Schaffung verlässlicher Informationen über barrierefreie Angebote.
5. Förderung in strukturschwachen Regionen (GRW):
- Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" (GRW): Dies ist ein wichtiges Instrument für Investitionen in strukturschwachen Gebieten. Auch Campingplätze können unter bestimmten Voraussetzungen davon profitieren, wenn sie zur Stärkung der regionalen Wirtschaft beitragen.
- Programme: Diese Mittel werden über die Bundesländer vergeben, oft in Kombination mit Landesmitteln.
Wie finden Campingbetreiber die richtigen Fördermittel?
- Bundes- und Landesförderdatenbanken:
- Förderdatenbank des Bundes: Eine zentrale Anlaufstelle, um bundesweite und landesspezifische Förderprogramme zu finden.
- Websites der Landesförderbanken: Jedes Bundesland hat in der Regel eine eigene Förderbank (z.B. L-Bank, ISB, NRW.Bank, WIBank etc.), die detaillierte Informationen zu ihren Programmen bereitstellt.
- Wirtschaftsministerien der Länder: Informationen zu tourismusspezifischen Förderungen.
- IHKs und Tourismusverbände: Die Industrie- und Handelskammern (IHKs) und die regionalen/landesweiten Tourismusverbände bieten oft Beratungen zu Fördermöglichkeiten an.
- Banken: Die Hausbanken sind oft erste Ansprechpartner für Förderdarlehen und können bei der Antragstellung unterstützen.
- Spezialisierte Beratungsunternehmen: Es gibt Beratungsfirmen, die sich auf Fördermittelberatung spezialisiert haben und Unternehmen bei der Identifizierung und Beantragung von Mitteln unterstützen.
Wichtige Hinweise:
- Antragstellung vor Projektbeginn: Die meisten Förderprogramme verlangen, dass der Antrag gestellt und bewilligt ist, bevor mit dem Vorhaben begonnen wird (Ausnahme: Machbarkeitsstudien können teilweise vorab gefördert werden).
- Eigenanteil: In der Regel ist ein Eigenanteil des Unternehmens an den Investitionskosten erforderlich.
- Auflagen: Förderungen sind oft an bestimmte Auflagen gebunden, z.B. eine Mindestzahl an Stellplätzen, die Sicherung von Arbeitsplätzen, die Einhaltung bestimmter Qualitätsstandards oder die Nutzung für einen festgelegten Zeitraum.
- Beihilferecht: Die Förderungen unterliegen dem europäischen Beihilferecht, was bestimmte Obergrenzen und Transparenzanforderungen mit sich bringt.
Es lohnt sich in jedem Fall, sich frühzeitig und umfassend über die aktuellen Fördermöglichkeiten zu informieren, da diese sich ändern können und oft gute Chancen bieten, Investitionen zu realisieren, die sonst schwierig wären.
Bitte sprechen Sie auch mit Ihrer kommunalen oder regionalen Wirtschaftsförderungen in den jeweiligen Verwaltungen!